Vom eingebrachten Denken anregen lassen
«Touch wood» ist der Titel der Kunstausstellung in der Kunsthalle Wil
. Mit seinen Bildern und Installationen stellt der Künstler sich und seine Kunst ebenso in Frage wie die Welt um ihn herum.
Frank Nievergelt meinte in seiner Vernissagerede: «Es ist ein Abenteuer, auf das man sich einlassen muss. Doch man braucht Zeit dazu.» Mit diesen Worten brachte Nievergelt auf den Punkt. was viele gedacht haben mögen. Die Bilder und Installationen von Felix Brunner sind keineswegs wie gegenständliche Bilder zu betrachten. Brunner sucht die Auseinandersetzung mit seiner Kunst, bezweckt aber auch, dass sich der Betrachter mit sich selbst auseinander-setzt.
Frank Nievergelt meinte, Kunst, wie sie Felix Brunner verstehe, sei zuerst und vor allem ein labiler Seismograph der Zeitbefindlichkeit. Der Freiheit des Denkens entspreche das ungezwungene Umgehen von Felix Brunner mit den formalen und technischen Möglichkeiten, der modernen Übermittlung von Bildern. Neben den grundsätzlich existentiellen Fragen stelle Felix Brunner auch die besondere Situation des Künstlers und die Strukturen des Kunsthandels zur Diskussion, indem er sich keinem bestimmten Stildiktat unterwerfe.
Felix Brunner sammelt sein Bildmaterial aus den Massenmedien; von überall holt er es her, aus allen Bereichen, vom Sport bis zur Kulturgeschichte. Er sucht Situationen mit der Filmkamera, und er erfindet seine Gemälde. Typische Medien des Heute - Reklame, Mode, Comics und Fernsehmix - sind ihm ebenso kunstwürdige Erreger wie die Erscheinungsformen der Natur. «Touch wood» fordert auf der rein sprachlichen Ebene dazu auf, Holz anzufassen. Diese Komponente rückt den Problemkreis von Kultur und Natur, Ökologie und unserem Verhalten gegenüber natürlichen Ressourcen ins Blickfeld. Die zweite Bedeutung von «Touch wood» gehört in den Bereich der Magie, es ist als «Holz alange» die in der Schweiz gebräuchlichste Bannformel gegen unliebsame Heimsuchungen.
(1993)